In der Regel hat einem vor genau einer Woche irgendjemand verkündet, er würde nun auf Alkohol verzichten oder auf Fleisch oder auf Industriezucker, für sechs Wochen, bis Ostern. Da freut man sich
dann wieder mehr auf den guten Schluck Roten, die Lammhaxe oder die sizilianische Ostertorte. Nun versuche ich mich nach solchen oder ähnlichen Verzicht-Ausflügen in den vergangenen Jahren an
einer anderen Idee (die so innovativ natürlich nicht ist; die evangelische Kirche hat sie vor Jahrzehnten, ich erlaube mir die Flapsigkeit, als Marketing-Strategie entdeckt
(www.siebenwochenohne.de/)), nämlich der, meine Gedanken fasten zu lassen. Wer kennt ihn nicht, den süßlich-aggressiven Sog nach unten, in den man wieder und wieder hineinspringt, als wäre man
acht und im Freibad. Der einen Wortschwall um Wortschwall kreiieren lässt, stumm natürlich, innerliche Verwünschungen, in die Wüste-Schickungen, Sich-Selbst-Bemitleidungen im Angesicht einer
Person und einer Situation, die, folgt man den eigenen Vorstellungen, anders sein sollte als sie eben gerade ist. Diesem Sog, so mein Plan, möchte ich Einhalt gebieten, mich nicht hinreißen
lassen zu unausgesprochenen Wortfiaskos, die trotzdem dröhnen wie mehrfachverstärkt. Den Eskapaden meiner Gedanken möchte ich Paroli bieten. Bisher bin ich erfolglos. Meine Gedanken, einmal
bewusster hingeschaut, führen sich auf wie eine Herde Wildpferde. Schier unzähmbar. Bisher lasse ich mich regelmäßig über den Haufen galoppieren, Sämtliches um mich herum nehme ich dabei mit.
Aber gut. Fünf Wochen habe ich noch.. Beziehungsweise: wie kann ein Fasten solcherart in einem Ostermahl enden? Statt der Freude auf die Torte, Freude auf einen lautstarken Wutanfall? Kann nicht
sein. Stattdessen - fasten bis Frieden? Vielleicht dauert's siebzig Jahre.
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